Thailand Allgemein

Thailand, das frühere Siam, liegt von Mitteleuropa aus ca. 10.000 km entfernt in Südostasien. Es hat eine Fläche von 514.000 qkm und eine Nord-Süd Ausdehnung von etwa 2000 km. Die Bevölkerungszahl beträgt annähernd 60 Millionen, von denen mehr als 10 Millionen in Bangkok leben. Weitere wichtige Städte sind Chiang Mai, Hat Yai, Korat und Surat Thani.  Verwaltungstechnisch unterteilt sich das Land in 75 Provinzen, die jeweils von einem Gouverneur verwaltet werden. 

Thailand wird zu 76 % von Thais, 14 % von Chinesen, 4% von Malaien und 6 % von Laoten, Burmesen, Vietnamesen, Indern und den Bergstämmen bevölkert. Zum Buddhismus bekennen sich 94%, zum Islam 4%, zum Konfuzianismus 1,5 % und zum Christentum 0,5 %. 

Nachbarstaaten sind Burma im Nordwesten, Kambodscha und Laos im Osten und Malaysia im Süden. Im Westen grenzt Thailand an den Indischen Ozean und im Osten an das Südchinesische Meer. Geographisch unterscheidet man sechs Hauptregionen: NORDTHAILAND ist geprägt durch die Ausläufer des Himalaja, die bis auf eine Höhe von 2590 m reichen und z.T. noch von dichten Monsunwäldern überzogen sind. ISAN im Nordosten, ist eine karge Hochebene, in der sich der größte Teil der Bevölkerung vom Reisanbau ernährt. ZENTRALTHAILAND, bewässert vom Maenam Chao Phraya Fluß und seinen Quellflüssen, ist die Reiskammer des Landes. DIE ÖSTLICHE KÜSTENEBENE ist bekannt durch ihre Seebäder Pattaya und Rayong sowie die Insel Koh Samet. DAS WESTLICHE BERGLAND bietet Attraktionen wie den River Kwai und den Drei Pagoda Pass. DIE MALAIISCHE HALBINSEL im Süden erlangte ihren Wohlstand durch Zinn und Kautschuk. Die Ferieninseln Phuket und Koh Samui sind beliebte internationale Urlaubsziele.

Obwohl Thailand immer noch ein Agrarstaat ist, zählt es inzwischen zu den führenden Industrienationen Asiens. Die wichtigsten Devisenbringer sind die Elektronik- und die Textilindustrie, der Reisexport und der Tourismus. In dieser momentanen Phase des Übergangs wandelt sich das Gesicht von Stadt und Land gleichermaßen, ohne die Charaktereigenschaften und Traditionen der Bevölkerung wesentlich zu tangieren. Ein weiterer wichtiger Grund für die Unantastbarkeit der kulturellen Werte ist die Tatsache, daß Thailand nie das Schicksal eines Kolonialstaates erfahren mußte. Das rasante wirtschaftliche Wachstum bringt natürlich auch ebenso negative Nebeneffekte wie Luft- und Wasserverschmutzung, Verkehrsprobleme und Zerstörung der Natur nach sich. Man ist sich in Thailand jedoch der Probleme bewußt und der Staat versucht durch Aufklärung und präventive Maßnahmen die jeweiligen Situationen und Aussichten zu verbessern.

 

Thailands Geschichte

FRÜHGESCHICHTE 
Grob behauene Steinwerkzeuge und weitere Spuren steinzeitlicher Kulturen, deren früheste auf ca. 300.000 v.Chr. datiert werden, sind sowohl in Lampang im Norden als auch in Krabi im Süden gefunden worden. Aus der Periode von ca. 10.000 - 2000 v.Chr. stammen Werkzeuge, die in Höhlen bei Mae Hong Son und Kanchanaburi ausgegraben wurden. Außerdem fand man auch Samen von Betelnüssen, schwarzem Pfeffer, Flaschenkürbis und Gurken, was auf in diesen Regionen angesiedelte Jäger- und Sammlerkulturen rückschließen läßt. Geräte wie ein poliertes Breitbeil, ein geschliffenes Messer und Töpferwaren aus der Zeit von ca. 6500 v.Chr. legen die Vermutung nahe, daß in dieser Epoche bereits Ackerbau betrieben wurde. Die Region von Ban Chiang in der Provinz Udon Thani wurde 3600-250 v.Chr. besiedelt. Bei Ausgrabungen konnten zahlreiche Gegenstände aus Bronze und Eisen geborgen werden. Die Bewohner dieser Region, Reisbauern und Viehzüchter, erwiesen sich auch als geschickte Töpfer. Sie schufen durchaus kunstvolle schwarze, später bemalte und rot-orangefarbene Keramik.

DER INDISCHE EINFLUSS 
Im ersten Jahrhundert erreichten indische Händler die Malaiische Halbinsel und brachten ihre Vorstellungen von Kunst, Architektur und Verwaltung mit, die für die nächsten 5 Jahrhunderte den Süden dominierten. Von Sumatra ausgehend, etablierte sich ab dem 7. Jh. das kriegerische Reich von Srivichaya auf der malaiischen Halbinsel. Das Zentrum dieses Reiches lag mit großer Wahrscheinlichkeit in der Region um Nakhon Sri Thammarat und Chaiya (Südthailand). Was die Religion anbelangt, so herrschte bis ins 5. Jh. der Hinduismus vor, der dann vom Buddhismus abgelöst wurde.

DIE MON UND KHMER-EPOCHEN 
Die Mon-Epoche erstreckte sich vom 1. - 11. Jh. In dieser Zeit entstanden in Zentralthailand die Mon-Königreiche in Nakhon Pathom, Lopburi und U-Thong (Dvaravati-Periode). Sie waren Zentren des Theravada-Buddhismus, der sich später im ganzen Land verbreitete. Im 7. Jh. konnte das aufstrebende Khmer-Reich seinen Einflußbereich im Nordosten ausdehnen und verdrängte die dort ansässigen Mon. Im 11. Jh. erreichten die Khmer das das Tal des Chao Phraya. Mit den Königen Suriyavarman I. und II. begann im 11.Jh. eine kulturelle Blütezeit, die mit der Fertigstellung des berühmten Angkor Wat in Kambodscha endete. Der hinduistische Glaube wurde im 12. Jh. vom Mahayana-Buddhismus abgelöst. Im 13. Jh. mußten die Khmer den erstarkenden Thais weichen, konnten aber im Nordosten ihren Einfluß für weitere 200 Jahre sichern. 

SUKOTHAI 
Als das kambodschanische Reich im 13. Jh. zerfiel und die Thais immer zahlreicher in das heutige Zentralthailand einwanderten, erkämpften sie sich im Jahre 1238 ihre Unabhängigkeit und gründeten ihr erstes Königreich Sukothai (Morgendämmerung der Glückseligkeit). Unter König Ramkamhaeng (1280 - 1370) entwickelte sich das Reich zur vollen Blüte. Er war es auch, der die Kultur durch Kunst und Philosophie aus Indien, China und Kambodscha anreicherte und das auch heute noch existierende Alphabet erfand. Es entstand auch ein neuer Kunststil, der sogenannte Sukothai-Stil. Die Zufriedenheit der Menschen in dieser Zeit spiegelt sich noch heute in den Gesichtern ihrer Buddhastatuen wieder. Die Sukothaiperiode ging Mitte des 14. Jh. zu Ende, da sich die Machtverhältnisse weiter in Richtung Süden verlagerten. 

AYUTTHAYA 
Der Fürst von U-Thong gründete das Reich von Ayutthaya, das vier weitere Jahrhunderte die siamesische Geschichte bestimmen sollte. Hier regierten von 1350 - 1767 dreiunddreißig Könige, die die Stadt im 16. und 17. Jh. zum blühenden Zentrum Hinterindiens machten. Der europäische Einfluß war am größten unter König Narai (1657 - 88), der Diplomaten, Händler und Missionare aus aller Welt, besonders jedoch aus Europa, willkommenhieß. Unter seiner Regentschaft hatte Ayutthaya fast eine Million Einwohner und war damit größer als London zur damaligen Zeit. Zwischen dem 15. und 18. Jh. gab es zahlreiche Kriege mit burmesischen und kambodschanischen Truppen. Die einjährige Belagerung und totale Zerstörung Ayutthayas durch die Burmesen im Jahre 1767 hinterließ Ruinen, die noch heute die einstige Größe der Stadt erahnen lassen. Die inzwischen teilweise renovierten Tempelanlagen sind Stätten der Ruhe und Kontemplation mit beeindruckenden Zeugnissen buddhistischer Kultur aus vergangener Zeit.

DIE CHAKRI-DYNASTIE 
Nach der Zerstörung Ayutthayas konnte General Taksin die verbleibenden siamesischen Truppen konzentrieren und die Burmesen vertreiben. Daraufhin wurde er zum König ernannt und gründete eine neue Hauptstadt in Thonburi, 70 km südlich von Ayutthaya, am Chao Phraya Fluß. Nach 10 Jahren wurde er jedoch größenwahnsinnig und hingerichtet. Sein Nachfolger, General Chakri, bestieg den Thron als König Rama I. und verlegte die neue Hauptstadt im Jahre 1782 nach Bangkok ans andere Flußufer. Dies geschah einerseits aus strategischen Gründen und andererseits deshalb, weil es seit Mongolenzeiten (13. Jh.) üblich war, eine Hauptstadt, die von Schande befleckt war, zu verlegen. Weitere populäre Könige der noch heute regierenden Chakridynastie waren u.a. König Rama IV. (Mongkut) und Rama V. (Chulalongkorn). Sie öffneten Thailand für neue westliche Ideen und Technologien, schufen die Sklaverei ab und führten die allgemeine Schulpflicht ein. Seit 1946 wird die Dynastie von König Rama IX., Bhumipol Adulyadej, vertreten.